Chemische Kastration beim Rüden – der umfassende Ratgeber

Lesedauer 7 Minuten

Der Großteil der Hundehalter muss sich mindestens einmal im Leben mit dem Thema Kastration beschäftigen. Da es sich hierbei um einen Eingriff handelt, kommt die Überlegung, seinen Rüden kastrieren zu lassen meist mit vielen Sorgen, Ängsten aber auch Hoffnungen daher. Ist es sinnvoll einen Hund zu kastrieren? Lohnt sich der Aufwand, die finanzielle Investition und auch die Schmerzen für deinen Vierbeiner? Muss es zwingend eine chirurgische Kastration sein oder ist eine chemische Kastration beim Hund viel sinnvoller? In unserem heutigen Beitrag wollen wir uns etwas näher mit der chemischen Kastration beschäftigen und die Unterschiede zur normalen und weiter verbreiteten Operation aufzeigen.

Kastration beim Rüden – Sollte man Hunde überhaupt kastrieren?

Genau wie bei Katzen und anderen Tierarten ist es eigentlich heutzutage Gang und Gäbe, dass Hunde kastriert werden. Gründe dafür gibt es viele. Teilweise ist sie aus medizinischer Sicht manchmal unerlässlich. Aber auch wenn keine medizinischen Hintergründe dafür sprechen gibt es andere Gründe die diesen Eingriff unerlässlich machen. Einige Rüden werden kastriert, um möglichen späteren Erkrankungen aus dem Weg zu gehen. Auch das Zusammenleben mit anderen Hunden macht das Thema etwas komplizierter. Vor allem in der Mehrhundehaltung soll eine unkontrollierte Fortpflanzung verhindert werden, wodurch die Kastration bzw die Sterilisation häufig zum Einsatz kommen.

In einigen Fällen werden Hunde auch kastriert, um ihr Verhalten positiv zu verändern. Allerdings ist dieses Vorgehen nicht immer von Erfolg gekrönt. Denn auch wenn die Testosteron Ausschüttung nach der Operation abnimmt, kann sich das ungeliebte Verhalten noch weiter verschlechtern.

Gesetzlich ist es in Deutschland so geregelt, dass das Tierschutzgesetz mit dem Paragraphen 6 den Rahmen für eine Kastration beim Hund vorgibt. Demnach ist es nur dann erlaubt einen Hund zu kastrieren, wenn die Kastration im Einzelfall medizinisch indiziert ist, oder für eine weitere Haltung des Hundes notwendig ist.

Es dürfen der Kastration auch keinerlei tierärztliche Bedenken entgegenstehen. Wie etwas weiter oben bereits erwähnt, werden Hunde auch kastriert um Krankheiten zu verhindern. Das wiederum ist in der Gesetzgebung nicht abgesegnet.

Wie funktioniert eine Kastration bei Hund und Katze?

Bei der Kastration unterscheidet man zwischen der chemischen und der chirurgischen Kastration. Die chemische Kastration ist vorübergehend, der chirurgische Eingriff endgültig. Gerne erklären wir Dir beide Kastrationsmöglichkeiten genauer.

Rüde pinkelt an Wand
Chemische oder Chirurgische Kastration? Erfahre mehr darüber.

Chirurgische Kastration

Die chirurgische Kastration ist den meisten Haltern bekannt. Bei diesem Eingriff entfernt der operierende Tierarzt beide Hoden durch einen ganz kleinen Schnitt genau vor dem Hodensack. Bei sehr großen Hunderassen, die größere Hoden mit einem pendelnden Hodensack aufweisen besteht auch die Alternative den kompletten Hodensack zu entfernen. Dieser Eingriff findet unter Vollnarkose statt und gehört inzwischen zur gängigen Routine bei operierenden Tierärzten. Die entstehende Wunde ist meist bereits nach zehn Tagen verheilt und die Fäden können gezogen werden. In der Regel findet eine solcher Eingriff ambulant statt wenn er komplikationslos verläuft.

Eine chirurgische Kastration ist bei verschiedenen Erkrankungen nötig. Hier eine kleine Übersicht

Chemische Kastration beim Hund

Nun wollen wir uns aber einmal mit dem Hauptthema etwas näher beschäftigen. Die chemische Kastration ist im Gegensatz zum chirurgischen Eingriff noch nicht ganz so weit verbreitet und den meisten Haltern vermutlich noch gänzlich unbekannt. Die chemische Kastration wird auch als sogenannte medikamentöse Kastration auf Probe bezeichnet. Im Prinzip beschreibt es dieses Verfahren ganz gut.

Ändert sich das Verhalten meines Hundes nach der Kastration?

Du kannst bei deinem Hund eine Kastration mittels medikamentöser Therapie simulieren und damit probieren, wie sich eine normale Kastration auf den Rüden auswirken würde, ohne dass du ihn sofort operieren lassen musst. Die Wirkung der Medikamente ist reversibel, sämtliche Stoffe lösen sich im Laufe der Zeit rückstandsfrei im Körper deines Hundes wieder auf. Dabei gibt es zwei Alternativen.

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Ein Präparat das sechs Monate vorhält oder ein Präparat was 12 Monate vorhält. In dieser Zeit ist dein Hund sexuell inaktiv mit sämtlichen Konsequenzen. Verliert das Präparat seine Wirkung, kannst du selbst entscheiden ob du es erneuern möchtest oder die Therapie lieber auslaufen lässt. Allerdings solltest du dich bereits weit vor dem vollständigen Abklingen der Wirkung entscheiden, damit der Hormonspiegel im Organismus deines Hundes auch wirklich konstant bleibt.

Was kostet die chemische Kastration?

Die Kosten für eine Kastration werden von der GOT (Deutsche Gebührenordnung für Tierärzte) festgelegt. Diese gibt den Rahmen für die Preise vor. Sie können aufgrund der Größe des Hundes, Geschlecht und Gewicht variieren. Der Preiskatalog wird immer mal wieder angepasst. Frage am besten bei Deinem Tierarzt nach.

Eine grobe Preisvorstellung wollen wir Dir aber dennoch mit auf den Weg geben:

Bei der Chemischen Kastration liegt der Preis zwischen 50 und 90 Euro. Die chirurgische Kastration eines Rüden liegt bei 50 bis 150 Euro. Bei einer Hündin liegt der Preis je nach Kastration (Herausnahme der Gebärmutter oder Durchtrennung der Eileiter) bei zirka 160 bis 600 Euro.

Chemische Kastration beim Hund – Ist der Chip eine gute Alternative zur Kastration beim Rüden?

Bei der hormonellen Kastration wird ein kleiner Chip mittels einer Kanüle genau zwischen die Schulterblätter deines Hundes gesetzt. Dieses Verfahren ist dem der Mikrochip Setzung zur Kennzeichnung deines Tieres recht ähnlich. In dem Mikrochip zur befinden sich, je nach gewähltem Präparat, unterschiedliche Medikamente. Diese Medikamente verhindern wiederum die Produktion sämtlicher Botenstoffe, welche für die Testosteronbildung bei deinem Hund benötigt werden. Dadurch entsteht die temporäre Unfruchtbarkeit deines Rüden.

Wirkungsdauer der Chemischen Kastration

Je nachdem für was für ein Präparat du dich entscheidest, liegt die Wirkdauer üblicherweise bei einem halben bis hin zu einem Jahr. Leider ist es so, dass diese Angaben nur für Hunde zutreffen, die zwischen 10 kg und 40 kg wiegen. Für Hunde die weniger bzw mehr wiegen gibt es keine offiziellen Datensätze, daher solltest du hier lieber zwei Mal überlegen ob du eine chemische Kastration wirklich in Erwägung ziehst.

Wann kann ich eine Wirkung der medikamentösen Kastration feststellen?

Die Medikamente, die im Mikrochip enthalten sind werden sofort nach der Implantation freigesetzt und können vorübergehend zu einem Anstieg des Testosteronspiegels im Blut deines Hundes führen. Das bedeutet, dass das typische Rüdenverhalten sich in den ersten Wochen verstärken kann. Nach etwa einem Monat setzt allerdings die volle Wirkung des Mikrochips ein. Nach und nach verkleinern sich die Hoden deines Hundes, seine Libido nimmt stetig ab und infolgedessen werden keinerlei Spermien mehr gebildet. Etwa sechs bis hin zu acht Wochen nach der eigentlichen Implantation des Mikrochips, kannst du davon ausgehen, dass dein Hund unfruchtbar ist. Bis dahin besteht ein geringes Restrisiko, da die bereits vorher gebildeten Spermien eine Zeit lang im Nebenhoden gespeichert werden.

Gibt es Nebenwirkungen bei der chemischen Kastration beim Hund?

Zuerst einmal sei gesagt, dass es sich im Gegensatz zu chirurgischen Eingriff bei der chemischen Kastration um einen überaus kleinen Eingriff handelt. Die Implantation des Chips ist nur wenig schmerzhaft, sodass nicht einmal eine Narkose dafür notwendig ist. Mit einer Größe von 2,3 x 12 mm ist der Chip so klein, dass der Eingriff äußerst unkompliziert ist.

Als Nebenwirkungen können dennoch an der betroffenen Implantationsstelle leichte Schwellungen und eine Rötung zustande kommen. Andere seltenere Nebenwirkungen betreffen beispielsweise das Haarkleid deines Hundes. So kann es am Anfang zu vermehrtem Haarausfall oder Haarveränderungen kommen. Eine weitere, aber äußerst seltene Nebenwirkung ist die Harninkontinenz.

Hund aggresiv
Ob sich das Verhalten Deines Hundes durch eine Kastration ändern würde, kannst Du mit der chemischen Kastration testen.

Wie beim chirurgischen Eingriff auch, können ebenso unerwünschte Verhaltensveränderungen bei deinem Hund auftreten. Diese betreffen meistens das Aggressionsverhalten deines Hundes.
Entscheidest du dich für eine chemische Kastration musst du eben so mit einer erhöhten Fresslust rechnen, dementsprechend auch mit einer Gewichtszunahme, zunehmender Trägheit sowie Verminderung der Aktivität. Im Gegensatz zur chirurgischen Variante sind diese Nebenwirkungen bei der chemischen Kastration aber gänzlich reversibel.

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Anzumerken ist noch, dass in ganz wenigen Fällen von einer verringerten Wirksamkeit des Hormonchips berichtet wurde. Hierbei kann es sich aber auch um eine Fehl-Implantation handeln, bei der der Mikrochip nicht unter die Haut sondern ins Fettgewebe gesetzt wurde, wodurch die Abgabe des aktiven Wirkstoffs durch geringere Gefäßversorgung beeinträchtigt wird.

Warum ist eine chemische Kastration beim Hund sinnvoll?

Eines der bemerkenswertesten Vorteile der chemischen Kastration ist natürlich, dass die Wirkung nur 6 bzw 12 Monate anhält. Bist du dir also nicht sicher darüber ob du deinen Hund wirklich kastrieren lassen möchtest dann kannst du im Vorfeld durch dies durch das Setzen vom Implantat prüfen, wie sich dein Hund im Falle einer chirurgischen Kastration verhalten würde.

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Tatsache, dass eine Operation, samt der benötigten Vollnarkose entfällt. Komplikationen und gesundheitliche Folgen, die durch chirurgische Eingriffe eintreten könnten, sind bei der chemischen Kastration ausgeschlossen.

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Hierbei sei auch noch der Stress zu nennen, der bei einem operativen Eingriff auf den Hund hereinbricht. Nicht selten reagieren Hunde vor oder nach Operationen deutlich gestresst. Bei dem Eingriff mittels chemischer Kastration sind die Hunde meist deutlich entspannter und ruhiger.

Durch eine chemische Kastration mit einem Suprelorin-Chip kannst Du zudem heraus finden, ob Dein Hund eine testosterongesteuerte Aggression hat.

Die Nachteile einer chemischen Kastration

Natürlich bietet die chemische Kastration nicht nur Vorteile, denn es handelt sich immer noch um einen Eingriff in den Organismus deines Hundes.

Bei sehr leichten Hunden, die unter der 10 Kilo Grenze liegen, wirken die Medikamente sehr häufig deutlich länger als gewünscht. Das gleiche gilt für Hunde die sich über der 40 Kilo Grenze befinden, hier wirkt das Medikament allerdings deutlich kürzer als der angegebene Zeitraum vermuten lässt. Dadurch ist das Risiko einer ungewollten Fruchtbarkeit deines Hundes stets gegeben.

In welchem Alter macht eine Kastration Sinn?

Ab wann ein Rüde kastriert werden sollte hängt von den unterschiedlichen Situationen und Gründen für eine Kastration ab. Eine pauschale Antwortet ist hier leider nicht möglich. Im Allgemeinen wird dazu geraten, Rüden, die jünger als 1 Jahr alt sind, keinesfalls kastrieren zu lassen. Demnach tauchen häufiger Berichte darüber auf, dass Junghunde, welche zu früh kastriert wurden nach der OP mehr Aggressionspotential aufweisen. Außerdem befinden sich Hunde dann noch im Reifeprozess.

Wenn du eine Kastration in Erwägung ziehst, solltest Du daher warten bis dein Hund gänzlich ausgewachsen ist. Ebenso kann eine zu früh angesetzte Kastration die gesunde Entwicklung des Körpers deines Hundes stark beeinträchtigen und auch sein Sozialverhalten kann sich verschlechtern. Das gilt im übrigen für die operative Kastration genauso wie für die chemische Kastration.

Da die Medikamente bei der chemischen Kastration auch einen Einfluss auf die Verknöcherung der Wachstumsfugen deines Hundes und auf weitere Veränderungen in seinem Bewegungsapparat haben können, sollte auch der Mikrochip nicht vor dem Ende seines Wachstums Prozesses eingesetzt werden.

Fazit zur chemischen Kastration beim Hund

Eine Kastration ist für einen Hund ein deutlicher Eingriff in seinen Organismus. Daher solltest du vor deiner Entscheidung unbedingt länger darüber nachdenken, ob dieser Eingriff wirklich nötig ist. Keinesfalls solltest du eine Kastration einsetzen um das Verhalten deines Hundes aktiv zu verändern, da die meisten Verhaltensstörungen nicht mittels der Unterdrückung der Sexualhormone behandelt werden können. Auch solltest Du Hündinnen nicht einfach nur kastrieren lassen, weil Dich die Läufigkeit stört. Wichtig ist, dass du dich im Vorfeld genau über das Thema beliest und auch noch einmal zusätzlichen Rat von deinem Tierarzt einholst.

Eine Kastration sollte sowohl beim Rüden als auch bei einer Hündin ausschließlich aus gesundheitlichen Gründen erfolgen. Denn nicht immer sind Testosteron und Östrogene an einem schwierigen Verhalten Schuld. Ein Hormonchip bietet gerade beim Rüden eine vorübergehende Lösung, um abzuschätzen, ob die Kastration wirklich etwas bei Deinem Hund verändern würde

Auf pfoten.net findest Du noch viele weitere interessante Artikel zum Thema Hundegesundheit.

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Als Tierliebhaber und Tierschützer, ist es mir ein wichtiges Anliegen über artgerechte und gesunde Haltung und Ernährung von Tieren zu schreiben. Ich möchte aufklären und aufzeigen was für Eure Tiere wichtig ist.

7 Gedanken zu „Chemische Kastration beim Rüden – der umfassende Ratgeber“

  1. Hallo
    Mein Labrador ist nun 2,4 Jahre alt, er ist gerade sehr in seiner Puppertet Phase und daher auch schon anstrengend das Spazieren gehen macht nicht sehr viel Spaß da er nur noch abgelenkt ist. Ich bin am überlegen, Chemisch oder richtig was sollte ich wissen
    Danke

    Antworten
    • Liebe Andrea, generell ist die chemische Kastration gut, um zu testen, ob sein Verhalten wirklich hormonell gesteuert ist. Denn vielleicht bringt ein Eingriff gar nichts. Lasse Dich in diesem Fall am besten von einem erfahrenden Tierarzt oder Verhaltenstherapeuten beraten, der Deinen Hund bereits kennt. Eine Ferndiagnose ist immer sehr schwer zu stellen. Liebe Grüße, Dein Pfoten.net – Team

      Antworten
  2. Hallo mein boxer ist jetzt 10 Monate alt und hat immer öfter tripper gehabt nun meinte meine tierarzt ich soll in chemisch kastrieren lasse ich habe nur Angst wenn ich es jetzt machen das er sich nicht mehr Köperlich wachsen kann wie zum Beispiel
    Das der Brustkorb und die Muskel eingeschränkt sind

    Antworten
    • Lieber Dennis, in den meisten Fällen wird eine Kastration (egal ob chemisch oder chirurgisch) nicht unter einem Jahr empfohlen. Dein Hund sollte hierfür komplett ausgewachsen sein. Ich empfehle Dir in diesem Fall, die Meinung eines zweiten Tierarztes einzuholen. Liebe Grüße, Wiebke

      Antworten
  3. Hallo,
    unser Rüde würde im Msi 2020 chemisch kastriert aufgrund einer Prostatavergrösserung mit Stuhlproblemen. Den Chip hat er sehr gut vertragen, leider hat er aber 5 kg zugenommen.
    Jetzt meine Frage, er hat einen Chip für 6 Monate erhalten, die Hoden sind aber auch nach 9 Monaten noch einzig. Kann es sein, dass er aufgrund seines Alters durch den Chip auch auf Dauer kastriert ist?

    Antworten

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