Therapiehund: Rassen, Aufgaben, Ausbildung und mehr

Lesedauer 7 Minuten

Hunde und Menschen sind seit Jahrhunderten ein funktionierendes Gespann. Vom jagenden Begleiter entwickelten sich die Hunde zu Wachhunden und Hütehunden. Bis heute helfen Hunde den Menschen, verschiedene Aufgaben zu erledigen. Die tiergestützte Therapie ist ein neueres Aufgabenfeld, bei dem, unter anderem, Therapiehunde Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen unterstützen. Was ein Therapiehund genau macht, wie wird er ausgebildet und welche Rassen eignen sich besonders für diesen „Job“? Wir haben Dir alle Informationen zusammen gestellt.

Welche Aufgabe hat ein Therapiehund?

Therapiehunde werden zur Unterstützung des Menschen in verschiedenen medizinischen Bereichen eingesetzt. Sie helfen Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten bei der gezielten Förderung von Kindern und Menschen mit Behinderungen.

Im psychologischen Bereich unterstützt der Therapiehund die Therapeuten bei der Verbesserung von Angststörungen, Depressionen und Kommunikationsproblemen.
Ein Therapiehund hilft Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen, ihre Ängste zu überwinden und über sich hinaus zu wachsen.

Der Therapiehund schafft Vertrauen in das eigene Können und in die Umgebung. Das Selbstvertrauen steigt, wenn der Therapiehund anwesend ist und dem Kind zum Beispiel zeigt, wie es ein Hindernis meistern kann.

Bei demenzkranken Menschen fördert der Therapiehund den Wunsch des Menschen, sich zu kümmern und zu pflegen. Ein Instinkt, der nahezu in jedem Menschen von Geburt an verankert ist. Der Therapiehund zeigt dem Alzheimerpatienten und autistischen Personen, dass es noch eine andere Welt gibt, als die, in die sie sich zurückziehen.
Therapiehunde sind keine Hunde, die ein paar Hundetricks gelernt haben. Sie unterstützen den Menschen vor allen Dingen emotional.

Messbare körperliche Einflüsse durch einen Therapiehund

Hat ein Mensch Umgang mit einem Therapiehund, sinkt der Blutdruck. Die Herzfrequenz stabilisiert sich und nimmt ab.
Die Muskeln entspannen sich und es werden weniger Stresshormone ausgeschüttet. Im Gegenzug werden mehr Glückshormone ausgestoßen und die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Motorik, Feinmotorik und Koordination werden sensibilisiert und gesteigert.

Geistige Einflüsse durch Therapiehunde

Selbstwertgefühl und Verantwortungsgefühl werden gesteigert. Der Mensch findet im Partner Hund einen festen Anker. Mit diesem festen Anker erlernen die Betroffenen schneller, wie sie sich in Krisensituationen verhalten können, um diese zu bewältigen.
Die Beschäftigung mit dem Therapiehund unterstützt den behinderten Menschen dabei, körperliche und geistige Grenzen und Blockaden aufzubrechen. Der Mensch erkennt mithilfe des Hundes seine Grenzen besser und schneller. Unter guten Umständen wird der Betroffene feststellen, dass er mehr kann, als er sich bisher zugetraut hat.

Therapiehund im Krankenhaus
Therapiehunde werden vielseitig eingesetzt. Auch im Krankenhaus findest Du sie inzwischen immer wieder. Gerade bei Kindern hat dies heilende Wirkung.

Soziale Einflüsse

Hat ein Mensch Probleme im Umgang mit anderen Menschen und zieht sich in seine eigene Welt zurück, hilft ein Therapiehund, die Kommunikationsprobleme zu überwinden. Das besondere Verhältnis zwischen dem Hund und seinem Mensch stärkt das Vertrauen in die Umwelt. Der Therapiehund ist förderlich für zwischenmenschliche Beziehungen und holt den Menschen aus seiner Einsamkeit ab.

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Was ist der Unterschied zwischen einem Assistenzhund und einem Therapiehund?

Sowohl Therapiehund als auch Assistenzhund werden in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Allerdings sind die Ansprüche und das Können, das von einem Assistenzhund am Ende seiner Ausbildung erwartet wird, anders als dies bei einem Therapiehund der Fall ist.

Im Training lernt ein Assistenzhund bestimmte Aufgaben für seinen Menschen zu erfüllen. Er hilft seinem Menschen beim Anziehen, beim Aufheben von Dingen und beim Einschalten von Licht. Er führt seinen blinden Menschen sicher durch den Straßenverkehr und zeigt bei einem Diabetiker an, wann sich eine Krisensituation einstellt.
Der Assistenzhund wird speziell auf die Bedürfnisse seines späteren menschlichen Partners ausgebildet.

Der Therapiehund unterstützt den Menschen schon durch seine Anwesenheit. Der Mensch lernt Dinge selber zu erledigen und Selbstvertrauen zu finden. Indem ein Therapiehund zum Beispiel einem Kind an der Sprossenwand zeigt, wie er diese mit den Vorderpfoten erklimmt oder wie er über eine Wippe geht, wird das Kind animiert, es ihm nachzumachen. Frei nach dem Motto: Was der Hund kann, schaffe ich auch.
Er lenkt Kinder und Betroffene durch seine Begleitung von eigenen Einschränkungen und Schmerzen ab. Hat man es einem Therapiehund beigebracht, wie er Socken auszuziehen hat, ist er natürlich in der Lage diese Aufgabe zu erledigen. Aber die Hauptaufgabe dieses Hundes ist die emotionale und soziale Unterstützung der Betroffenen.

Welche Hunderasse eignet sich für den Einsatz in der tiergestützten Therapie?

Ob ein Hund für die tiergestützte Therapie geeignet ist, hängt in der Regel nicht mit der Hunderasse zusammen. Erfüllt ein Hund bestimmte Charaktereigenschaften und hat gerne Umgang mit Menschen, können auch Mischlinge für den Einsatz als Therapiehund geeignet sein.

Viele Dinge, die ein Hund, der in der Therapie eingesetzt werden soll mitbringen muss, werden ihm schon in der Welpenzeit vom Züchter mit auf den Weg gegeben. Andere Dinge bringt er einfach mit.

Therapiehunde müssen eine hohe Bereitschaft mitbringen, sich auf den Menschen einzulassen. Ein paar Hunderassen bringen diese Eigenschaft mit. Hütehunde wie dem Australian Shepherd, einige Jagdhunde und bestimmte Begleithunde gehören zu jenen, bei denen diese Eigenschaften ausgeprägt gefunden werden können. Gerne werden auch Labradore in diesem Bereich eingesetzt, da sie häufig sehr freundlich und aufgeschlossen sind. Aber eine bestimmte Rassezugehörigkeit ist nicht zwingend, wenn der Hund die erforderlichen Charaktereigenschaften mitbringt und sich zwischen Führer und Hund eine enge Beziehung aufbauen lässt.

Notwendige Charaktereigenschaften

Der ideale Hund für den Einsatz zu Therapiezwecken ist ruhig, ausgeglichen und zeigt keine Aggressionen. Ein ausgeprägtes territoriales Verhalten ist für den Einsatz in der Therapie nicht wünschenswert.

Er muss ein hohes Interesse an Menschen zeigen, gut mit Artgenossen zurecht kommen und führig sein. Der Hund muss mit Stresssituationen zurechtkommen. Gerade beim Einsatz mit Kindern, Senioren und Personen mit mentalen Störungen, muss der Hund die Ruhe bewahren, wenn er angefasst und von Fremden gestreichelt wird. Eine laute Umgebung und ungewohnte Bewegungen dürfen den Hund nicht aus der Ruhe bringen.

Hat der Welpe während seiner Zeit bei der Mutter die Möglichkeit viele Erfahrungen mit Artgenossen, anderen Tieren und unterschiedlichsten Menschen zu sammeln und wird auf diesem Weg frühzeitig sozialisiert, erleichtert es dem Hund seine spätere Arbeit.

Zum guten Schluss muss sich der Hund auf die diversen Emotionen der Menschen einstellen können. Er muss empathisch sein und den Menschen lesen lernen.

Größe und Gewicht

Es gibt keine Vorgaben für Größe und Gewicht, die ein Therapiehund haben muss. Kleinere und mittelgroße Hunde sind vor allen Dingen für Seniorenheime geeignet. Dort kann der kleine Hund auf den Schoss genommen werden und dem bettlägrigen Bewohner auf das Bett gesetzt werden.

Menschen, die unsicher im Umgang mit Hunden sind und Angst haben, sprechen eher auf die kleineren Vierbeiner an.

Kinder, bei denen es im Spiel wegen ihrer Begeisterung und fehlender Motorik ruppiger zugehen kann, sind mit größeren Hunden wahrscheinlich besser bedient. Ein großer Hund mutiert bei Kindern nicht so schnell zu einem Spielzeug und wird mit mehr Respekt behandelt. An einem großen Hund kann sich ein Kind anschmiegen und fühlt sich beschützt.

Ausbildung zum Therapiehund

In Deutschland gibt es zurzeit keine festen Ausbildungsstandards oder Prüfungen, um Therapiehund zu werden.

Als Mindestanforderungen für einen Therapiehund sollte zumindest eine Begleithundeprüfung abgelegt werden. Wer offiziell und mit Bestätigung einen Therapiehund führen will, der muss nicht nur seinen Hund, sondern sich selbst weiterbilden und ausbilden.
Es gibt viele Organisationen, die eine Ausbildung für Therapiehunde und ihre Hundeführer anbieten. In den meisten Fällen wird bei dem Hund ein Eignungstest vorangestellt und die Begleithundeprüfung (BHP) ist zwingend für den Hund.

Als Team lernst du hier mit deinem Hund verschiedene Situationen zu meistern. Der Umgang und die Reaktion auf Rollstühle, ungewohnte Situationen und Geräusche und das Verhalten auf den Menschen. Ihr lernt den Umgang mit Hilfsmitteln, zum Beispiel der Sprossenleiter und der Wippe. Außerdem bringst du deinem Hund ein paar Dinge bei, die euch helfen, den Kontakt zu Menschen herzustellen, denen es schwer fällt auf ihre Umgebung zu reagieren.
Während dein Hund all diese Dinge lernt, macht es Sinn, wenn du dich über diverse Krankheitsbilder weiterbildest. Dir Grundzüge der Pädagogik aneignest, sofern du mit Kindern arbeiten willst und viel über das Verhalten deiner Vierbeiners lernst.

Oberste Priorität muss die Gesundheit deines Hundes haben. Nur ein gesunder, schmerzfreier Hund ist willens und in der Lage einen gut geführten Therapiehund abzugeben.

Bei den meisten Organisationen steht am Ende der Ausbildung zum Therapiehund eine Prüfung für euch als Hundegespann an.

Weitere Voraussetzungen für den Einsatz als Therapiehund

Ein Therapiehund muss gesund sein. Notwendige Impfungen sind regelmäßig einzuhalten und eine Behandlung gegen Ektoparasiten und Endoparasiten ist unbedingt erforderlich.

Hat dein Hund Schmerzen und ist krank, kann er nicht eingesetzt werden, bis das Problem behoben ist. Hunde, die Schmerzen haben können unberechenbar werden und auch der gutmütigste und friedlichste Hund beißt zu, wenn es ihm nicht gut geht.

Dein Hund muss außerhalb seiner Zeit als Therapiehund die Möglichkeit haben, Hund zu sein. Das heißt, er möchte mit dir spielen und beschäftigt werden. Für eine gute Mensch- Hund- Beziehung und das Wohlbefinden deines Vierbeiners ist enger Kontakt wichtig.

Hunde, die als Therapiehunde eingesetzt werden, können zu Überträgern von menschlichen Keimen werden, die auf den Hund übertragen werden. Sprich mit deinem Tierarzt über die Möglichkeiten, die du hast, um diese Übertragung zu verhindern.

Therapiehund in der Seniorenpflege
Auch in der Seniorenpflege werden Therapiehunde gerne eingesetzt.

Wo wird der Therapiehund eingesetzt?

Therapiehunde werden in Altenheimen, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten und Wohnheimen eingesetzt. Bei einigen Physiotherapeuten haben sie eine Einsatzmöglichkeit.

Abhängig von dir und deinem Hund kannst du versuchen, euch möglichst breit aufzustellen und alle Bereiche abdecken, oder du spezialisierst dich mit deinem Hund.
Die anzusprechenden Personengruppen benötigen eine differente Vorgehensweise, um sie anzusprechen und aus der Reserve zu locken. Vielleicht liegt euch beiden ja eine bestimmte Richtung besser als eine andere.

Besonders für deinen Hund ist es wichtig, dass er Spaß an der Arbeit hat. All diese fremden Menschen, Gerüche und Geräusche können deinen Vierbeiner stressen und bedeuten für ihn harte Arbeit. Dies darf bei eurem Einsatz nicht vergessen werden.

Feste Arbeitszeiten für Therapiehunde?

Du magst staunen, doch ja, es gibt für Therapiehunde feste Arbeitszeiten. Ein einzelner Hund darf täglich nicht länger als 45 Minuten eingesetzt werden.
Werden mehr Hunde eingesetzt, darf die Einsatzdauer zwei Stunden nicht überschreiten.

Wird der Hund für die Teilnahme an Einzeltherapien eingesetzt, dürfen diese höchsten dreimal pro Woche stattfinden. Mit diesen gesetzlichen Regelungen verhindert man, dass der Hund überlastet und selbst zu einem Krankheitsfall wird.

Fazit Therapiehund

Einen Hund zu einem Therapiehund auszubilden dauert seine Zeit und setzt ein hohes Maß Vertrauen und Empathie in eurem Gespann und zu anderen Menschen voraus.
Ein Therapiehund hat immer einen gewissen Einfluss auf beteiligte Menschen. Ob der Eindruck positiv oder negativ für die Beteiligten ausfällt, hängt von deiner Vorarbeit und deinem Wissen über spezielle Erkrankungen, deinem Verhältnis zu deinem Hund und nicht zuletzt von der Reaktion der Menschen ab, denen du mit deinem Hund helfen willst.

Besuchst du regelmäßig mit deinem Hund ein Seniorenheim oder eine Kita, hast du noch lange keinen Therapiehund an der Leine. Willst du den Menschen mit deinem Therapiehund wirklich Hilfe anbieten, musst du bereit sein, dir das Wissen zusammen mit deinem Vierbeiner zu erarbeiten.

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